Luftansicht Bad Heilbrunn, © Bildverlag Bahnmüller

Feldhauser

Feldhauser

Ein Zeichen des Neubeginns oder wie Phoenix aus der Asche

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In der Dorfmitte, in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Wirt und dem Adlwart, der Richtung Quelle lag, stand einst der Bauernhof des Balthasar Mürnseer. Klein war dieser Hof ganz sicher nicht, da er in den Steuerbüchern des Klosters als Ganzhof gelistet ist – und dennoch war ihm 1636 ein jähes Ende beschert.

1618 bis 1648 wütete der Dreißigjährige Krieg in Europa. Den Isarwinkel erreichte der Krieg erst 1632, dann jedoch mit voller Wucht. Schwedische Truppen fielen ein, brandschatzten und raubten und machten auch vor dem Kloster Benediktbeuern nicht halt. Gerade für die Landbevölkerung waren durchziehende Heere verheerend und wirklich tragisch. Im Gegensatz zu Städten, sogar zu den kleineren, waren Dörfer unbefestigt, ungeschützt und damit ein leichtes und noch dazu begehrtes Ziel. Doch nicht nur fremde Truppen plünderten alles was nicht Niet- und Nagelfest war. Auch die eigenen Soldaten hatten wenig bis gar keine Bedenken, sich bei der eigenen Bevölkerung zu bedienen. Auch sie raubten oft weit mehr als nur Nahrungsmittel und Vieh.

Zudem forderten die Landesfürsten Lebensmittel, Nahrung, Pferde und Geld, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Eine wirklich bittere Zeit.

So war es kein Wunder, dass die doppelt geschundenen Menschen anfällig für Krankheiten waren. Der Schwarze Tod, die Pest, griff in diesen Jahren rasant um sich. Ratten verbreiteten die bakterielle Infektionskrankheit zunächst in den Städten. Und dann boten natürlich mangelnde Hygiene und Unterernährung der Krankheit weiteren Nährboden. Mit den quer durchs Land ziehenden Truppen verbreitete sich die Pest schnell in ganz Europa. Als 1648 der Westfälische Friede geschlossen wurde, waren in Europa geschätzte 40 % der ländlichen und etwa 1/3 der städtischen Bevölkerung den Schlachten und Seuchen, wie der Pest, aber auch Typhus, Cholera, Ruhr und Grippe zum Opfer gefallen.

Auch in Heilbrunn gab es zahlreiche Opfer zu beklagen, darunter der anfangs erwähnter Balthasar Mürnseer samt seiner ganzen Familie. Aus Angst, das Anwesen könnte deshalb unter schlechten Omen stehen, beschlossen die Erben, den Hof radikal niederzubrennen.

Entbehrungen, Hunger, Krankheit, Gewalt: all das wurde stillschweigend ertragen, aber die Vergangenheit wollte man begraben, um nach vorne zu blicken. Man war harte Arbeit gewöhnt und das Leben war zu kurz, um es mit Jammern zu verschwenden. Irgendwie musste es weitergehen und jedes Ende eröffnete die Chance auf einen Neuanfang. So bauten Balthasars Verwandte den Hof neu auf. An einem anderen Platz, mitten auf dem Feld, etwas abseits der damals bestehenden Bebauung. Diese Lage beschied ihm seinen Hausnamen, den er bis zu seinem Abriss 1971 behielt: Feldhauser.

Vielleicht sah man schon 1636 den Hof als Zeichen des Neubeginns, immerhin entwickelte er sich zu einem ansehnlichen Anwesen. Ein Symbol für die Zukunft war er mit Sicherheit für all jene Kinder, welche zwischen 1800 und 1820 hier die Chance bekamen, in der guten Stube Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. Der Feldhauser Hof fungierte damals als erste Schule.

Hoffnung gab er auch all den Hilfesuchenden der frühen 1920er Jahre, die sich vor allem aus Berlin auf den Weg machten, um den Weggefährten Sigmund Freuds, Dr. Johann Marcinowski, im Feldhauser Hof aufzusuchen. Er organisierte und betrieb dort ein Sanatorium

Und nicht zu vergessen war er ein erster Anker für jene Flüchtlinge und Aussiedler, die in den Nachkriegsjahren hier zunächst eine Bleibe gefunden hatten.

In den frühen 1970er Jahren standen die Weichen erneut auf Neuanfang. Die Gebäude wurden abgerissen und stattdessen das Haus des Gastes gebaut. Heute erfreuen sich im ehemaligen Garten des Feldhauser Hofs Einheimische und Gäste an den Pflanzen im großen Kräuter-Erlebenis-Park und unbekümmertes Kinderlachen ertönt von den Spielplätzen.

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Kontakt

Haus des Gastes
Wörnerweg 4
83670 Bad Heilbrunn